STANDPUNKT zur Ehe für alle von Matthias Zemp

Den 26. September 2021 habe ich mir rot angestrichen. Dass die Ehe für alle auch in der Schweiz endlich möglich wird, dafür haben sich unzählige Menschen mit viel Geduld und grosser Courage engagiert. Sehr lange warten wir auf diesen Moment. Es ist allerhöchste Zeit für die Ehe für alle.

Obwohl in unserer Verfassung steht, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, und dass das Recht auf Ehe und Familie gewährleistet ist, sind wir Lesben und Schwule rechtlich gesehen immer noch Menschen zweiter Klasse in unserem Land. Diese Ungerechtigkeit muss beseitigt werden. Am 26. September haben wir die Gelegenheit dazu.

Ziel und Zweck der Öffnung der Ehe ist es, dass alle Paare die gleichen Rechte und Pflichten erhalten – nicht mehr, nicht weniger. Es gibt keinen vernünftigen Grund, weshalb ein demokratischer Staat verschieden- und gleichgeschlechtlich liebende Paare unterschiedlich behandeln soll. Weder beim Heiraten noch beim Gründen einer Familie. Was für heterosexuelle Paare gilt, soll auch für homosexuelle Paare gelten – nicht mehr, nicht weniger.

Die Ehe für alle bringt uns einen grossen Schritt weiter betreffend Gleichstellung. Ebenso betreffend Kindswohl. Die Ehe für alle ermöglicht verheirateten Männer- und Frauenpaaren den Zugang zur gemeinsamen Adoption und Frauenpaaren den Zugang zur medizinisch unterstützten Spermaspende in der Schweiz. Somit wird die Elternschaft von beiden Partner:innen anerkannt und die Kinder haben von Geburt an oder ab der gemeinsamen Adoption zwei Elternteile. Das ist ein echter Fortschritt. Kinder aus Regenbogenfamilien sind so auch beim Tod eines Elternteils oder bei einer Trennung rechtlich abgesichert, wie alle anderen Kinder auch. Wer sich fürs Kindswohl einsetzt, der:die stimmt für die Ehe für alle.

Relevant fürs Kind ist eine verlässliche emotionale Beziehung zu den Eltern, nicht deren sexuelle Orientierung. Obendrauf braucht es Geborgenheit und viel Liebe. Regenbogenfamilien sind längst eine Realität. Und die Wissenschaft bestätigt: Gleichgeschlechtliche Paare sind genauso gute Eltern wie verschiedengeschlechtliche Paare. Kindern aus Regenbogenfamilien geht es genauso gut wie Kindern aus sogenannt konventionellen Familien. Das steht nicht länger zur Debatte.

Die Ehe für alle fördert die Akzeptanz. Ein Ja zur Ehe für alle sendet ein starkes positives Zeichen des Respekts und der Gleichwertigkeit aus. Vorurteile gegenüber LGBTQ-Personen werden abnehmen, die Suizidversuchsrate unter queeren Jugendlichen wird sinken, was Erfahrungen in Ländern, welche die Ehe für alle eingeführt haben, belegen.

Liebe ist Liebe, Familie ist Familie. Die Ehe für alle sorgt für Gerechtigkeit und stärkt die Solidarität in unserer Gesellschaft. Dabei verliert niemand etwas, wir alle gewinnen.
Ich freue mich, wenn du mit mir für die Ehe für alle stimmst.